Himmelstürmer

2019 tritt unser erfolgreichster deutscher Rennsportpilot wieder gegen die weltbesten Air Racer an. Seine Mission: sich seinen WM-Titel 2019 in der Red Bull Air Race zurückholen. Matthias Dolderer im Interview – über ungewöhnliche Trainingstechniken, technische Perfektion und das A&O des Erfolgs im härtesten Flugrennen der Welt ...

Vollste Konzentration, die Muskeln unter Hochspannung. Ungeahnte Kräfte pressen den Körper im Bruchteil einer Sekunde in den heißen Sitz – bis an sein Limit. Doch Matthias Dolderer ist in seiner Wohlfühlzone. Den Tunnelblick präzise nach vorn gerichtet, immer den nächsten Pylon im Blick. Der Motor heult, der Sekundenzeiger rast – bis zum letzten Air Gate. Was am Ende bleibt, ist ein weißer Rauchstrahl. Und hoffentlich eine Bestzeit.

Einer von 80 Millionen

2006 setzt sich Kunstflugpilot Matthias Dolderer das Ziel, sich für die Red Bull Air Race World Championship zu qualifizieren und intensiviert sein Training. 2008 dann die Einladung ins Qualifikationscamp – er erhält die notwendige „Super Lizenz" und ist damit Deutschlands einziger Red Bull Air Race Pilot der „Masterclass", der höchsten Kategorie. 2016 geht Dolderer in die Geschichtsbücher ein und das gleich zweimal: als erster deutscher Weltmeister des Red Bull Air Race und als erster Pilot überhaupt, der den WM-Titel bereits vor dem Saisonfinale eintüten kann.

Das Rennen der Superlative

Das Flugzeug von Matthias Dolderer an der Startlinie

Hochgeschwindigkeit, Tiefflug, extreme Wendemanöver – die Red Bull Air Race Weltmeisterschaft ist die spektakulärste und fortschrittlichste Flugsport-Rennsportserie der Welt. Nur die besten Piloten der Welt können sich qualifizieren und dieser extremen Herausforderung stellen. Ziel ist, die himmlischen Rennkurse, die mit luftbefüllten Pylonen – den Air Gates – abgesteckt sind, in bestmöglicher Zeit und fehlerfrei zu durchfliegen. Für die Zuschauer ein einzigartiges Ereignis.

Hightech in Perfektion

Die speziell entwickelten Rennflugzeuge sind für die Rennen bis zur Perfektion optimiert: Die High-Tech-Flugzeuge sind so leicht wie möglich, gleichzeitig außergewöhnlich robust, sodass sie selbst von bis zu 12-fachen G-Kräften völlig unbeeindruckt bleiben. Jede kleinste Berührung am Steuerknüppel wirkt sich direkt auf die Bewegung des ultraleichten Rennflugzeugs aus. Nur so können die Propellermaschinen auch bei Hochgeschwindigkeit schnell in die vertikale Ausrichtung gebracht werden – damit stecken sie sogar moderne Kampfjets in die Tasche und sind zu Pionieren der Luftfahrt-Technologie geworden. Doch im Fight um den Red Bull Air Race WM-Titel bedarf es mehr, als den perfekten High-Tech-Flieger – das weiß keiner besser, als der Weltmeister selbst.

Interview mit Matthias Dolderer

Gerade in der Luft muss man sich auf die Technik 100%ig verlassen können. Woher kommt dieses (Ur-)Vertrauen?

 

DOLDERER: Als ich 5 Jahre alt war, bin ich mit meinen Eltern auf einen Flugplatz gezogen, den wir bis heute betreiben. Mein ganzes Leben hat sich in und um Flugzeuge herum abgespielt und ich habe viel von der Technik mitbekommen. Das blinde Vertrauen gibt es nicht. Aber ein Gesundes, wenn man das Technikverständnis hat, man weiß, warum ein Flugzeug überhaupt fliegt. Dann kann man dem sehr wohl vertrauen.

Matthias Dolderer beim Red Bull Air Race

 

Kein anderes Verkehrsmittel ist so extremen Bedingungen ausgesetzt wie ein Flugzeug. Wie sieht die regelmäßige Wartung der technischen Komponenten aus?

 

DOLDERER: In der Regel bekommt ein normales Flugzeug alle 50 Stunden einen Ölwechsel. Einmal im Jahr geht´s wie mit dem Auto zum TÜV – zur Jahresnachprüfung. Beim Öl kommt es immer auf den Einsatz an: Beim Red Bull Air Race wird fast bei jedem Rennen das Öl gewechselt. Vor dem Rennen machen wir eine umfangreiche Kontrolle, checken u.a. Ölfilter, Zündkerzen etc., versuchen, technische „Misshaps“ auszuschließen.

 

Renntechniker und Ingenieure versuchen das Optimum an Leistung und Geschwindigkeit aus der Maschine herauszuholen, wie wichtig sind hier die richtigen Kraft- und Schmierstoffe?

 

DOLDERER: Sie müssen sicherstellen, dass wir zuverlässig operieren können. Es dürfen keinerlei Rückstände drin sein, es muss Qualitätsmanagement dahinterstecken – von der Lieferung bis zum Sprit. Beim Öl ist die Kühlung wichtig und die Haltbarkeit, aber Zuverlässigkeit ist das Hauptkriterium. Dass wir gute und qualitative Produkte haben, um das Material zu schonen – sofern man bei diesen Belastungen schonen kann (lacht)! Auf jeden Fall, um die Lebensdauer der Teile zu verlängern und maximale Leistung zu erzielen. Ob Kunst- oder Rennflugzeug: Alles was zuverlässig ist, ist Gold wert! Wir haben über die Zeit gelernt, dass minderwertige Produkte am Ende des Tages teurer sind, weil man mehr davon benötigt. Für ein Flugzeug ist nur das Beste gut genug.

 

Motoren und Propeller der Rennflugzeuge sind bei den Red Bull Air Races 2014 standardisiert worden. Was haben Sie noch für technische Möglichkeiten, um sich von der Konkurrenz abzuheben?

 

DOLDERER: Vor allem bei der Aerodynamik – überall wo Widerstand auftritt, kann man ein Flugzeug schneller machen: beim Kühlwiderstand, den Winglets, die Rumpf-Flügel-Übergänge bis hin zu den Radschuhen. Man kann ewig viel herumspielen, aber irgendwann muss man auch mal sagen: That´s it! Das ist unsere Rennmaschine! Denn man kann auch unheimlich viel mit dem Fliegen rausholen. Und da möchte ich nächstes Jahr wieder verstärkt den Fokus drauf setzen.

 

Geschwindigkeit von bis zu 370 km/h und extreme Fliehkräfte zehren nicht nur an den Maschinen – Wie wichtig ist körperliche Fitness für Air Race Piloten?

 

DOLDERER: Körperliche Fitness ist essentiell. Man muss eine gut ausgeprägte Rumpfmuskulatur und vor allem Ausdauer mitbringen. Der Rennkurs an sich dauert zwar nur eine Minute, aber die Rennwoche ist lang, im Flieger ist es heiß. Der Körper wird in einem sehr kurzen Zeitraum einer extremen Belastung ausgesetzt. Wir ziehen bis zu 12 G, d.h. die 12-fache Last. Übersetzt: Wenn jemand 80 Kilo auf die Waage bringt, dann wiegt er bei dieser Fliehkraft eine knappe Tonne innerhalb von 0,5 Sekunden. Diese Belastung kann man am Boden schlecht trainieren, hier muss das Training im Flieger stattfinden. Zusätzlich kann man mit Fitnessgeräten oder dem eigenen Körpergewicht arbeiten, um die Rumpfmuskulatur zu stärken, Kraft und Ausdauer zu gewinnen.

 

Trainieren Sie auch Ihren Kopf? Höchste Konzentration und Präzision erfordern doch Nerven aus Stahl.

 

DOLDERER: Ja, ein schneller Kopf ist extrem wichtig, vor allem die Hand-Augen-Koordination, die Sensorik. Dafür müssen beide Gehirnhälften aktiv werden. Das kann man sehr gut mit Jonglieren trainieren, auch mit regelmäßigem Tischtennis oder Badminton-Spiel. So kann man das Gehirn daran gewöhnen, mit den sich abwechselnden langsamen und schnellen Aktionen umzugehen. Ich arbeite neuerdings auch mit einem Diagnostikzentrum, um noch fitter zu werden. Ich teste gerne neue Techniken zu trainieren, vor allem, um einen klaren Kopf zu haben. Ich möchte mental noch stärker werden im nächsten Jahr!

Von den Besten lernen

Selbst zurück auf dem Boden schaltet Dolderer keinen Gang runter: Er ist begeisterter Rennfahrer – auch wenn es seine Freizeit nur unregelmäßig zulässt. Denn der lebenslustige Wahlösterreicher arbeitet außerdem als Motivationscoach für Unternehmen, an Universitäten oder auf Events: „Ich passe meine Vorträge immer der Veranstaltung an, aber im Fokus steht das Thema Teamfähigkeit, denn ein gutes funktionierendes Team ist das Wichtigste, um erfolgreich zu sein – egal in welchem Job! Außerdem fehle vielen Menschen der Glaube an sich selbst und das Ziel im Leben oder im Job. „Man ist zu viel mehr in der Lage, als man sich zutraut.“ Und das solle man aus sich herausholen – oder jemanden suchen, der einem dabei hilft: „Von Besseren lernen ist keine Schande. Es beschleunigt den eigenen Prozess. Ich halte es bei meinem Team und Partnern genauso. Ich suche mir Leute, die die Erfahrung und das technische Know-how bereits mitbringen, sodass wir Fehler von anderen nicht wiederholen müssen.“

Mission possible 2019

Sein Ziel für 2019? Natürlich der Weltmeisterschaftstitel! Darunter hängen aber noch viele kleine: „Spaß mit dem Team zu haben und eine geile Zeit zu erleben! Wir denken erst mal nur von Rennen zu Rennen, konzentrieren uns auf´s Fliegen. Denn das Development ist abgeschlossen – hier sind wir perfekt vorbereitet und haben die besten Experten an Bord!“

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